Hydraulischer Abgleich Heizungsanlage

Hydraulischer Abgleich – Was Sie wissen müssen!

Hintergrund

Über 70% der Wohngebäude wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung von 1979 errichtet und tragen daher erheblich zum Energieverbrauch bei, da viele Heizungssysteme veraltet sind. Derzeit sind über 80 % aller Heizungen in deutschen Gebäuden nicht optimal hydraulisch abgeglichen. Hochgerechnet auf alle Gebäude in Deutschland könnten durch den hydraulischen Abgleich jährlich bis zu 1,5 Milliarden Euro Energiekosten und bis zu 5,3 Millionen Tonnen CO²-Emissionen eingespart werden.

Untersuchungen zeigen, dass durch kostengünstige Maßnahmen die Energieeffizienz erheblich gesteigert werden kann, darunter auch der hydraulische Abgleich. Dieser verbessert nicht nur die Energieeffizienz, sondern führt auch zu gesenkten Heizkosten, erhöhtem Heizkomfort und steigert die Kundenzufriedenheit.

Hydraulischer Abgleich

Der hydraulische Abgleich gehört zu den relativ einfachen und günstigen Maßnahmen, mit denen effektiv die Energieeffizienz der Heizungsanlage gesteigert werden kann. Das Prinzip ist einfach: Ein Fachmann stellt sicher, dass an jedem Heizkörper genau die benötigte Menge Warmwasser ankommt, um effizient zu heizen. Für Mehrfamilienhäuser ab 10 Wohneinheiten ist der hydraulische Abgleich Pflicht und muss bis 15.09.2024 erfolgt sein. Doch auch für kleinere Wohngebäude lohnt sich die Maßnahme. 

Wann lohnt sich die Maßnahme für Ihre Heizung?

Es ist ratsam, einen hydraulischen Abgleich in Betracht zu ziehen, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie Ihre Heizung nicht effektiv steuern können und einige Räume nicht die gewünschte Wärme erreichen. Auffällige Anzeichen sind auch störende Geräusche wie Rauschen, Gluckern oder Pfeifen, die nicht unbeachtet bleiben sollten. Ein weiteres Indiz könnte sein, dass bestimmte Heizkörper trotz niedriger Einstellung auf Stufe „1“ regelrecht heiß werden, während andere selbst bei voller Leistung nicht ausreichend warm werden.

Warum ist das nötig?

Das Ziel des hydraulischen Abgleichs ist es, dass die Wärme im Haus gleichmäßig verteilt wird. Wie vorher beschrieben kann man oft feststellen, dass Heizkörper im Erdgeschoss auf niedriger Ventilstärke sehr heiß werden, während die im Dachgeschoss bei aufgedrehten Thermostaten nur lauwarm werden. Der Grund dafür ist der, dass das Wasser, das in den Heizrohren fließt, sich den Weg des geringsten Widerstandes sucht. Es bevorzugt die Routen im Heizsystem, die es ermöglichen, schnell zum Heizkessel zurück zu fließen. Im Rohrleitungssystem ergibt sich der Gesamtwiderstand aus dem Reibungsverlust des Wassers an der Rohrwand entlang des Strömungsweges sowie entlang der Einbauten wie Armaturen und anderen Komponenten.

In nicht hydraulisch abgeglichenen Systemen können Heizkörper, die sich am weitesten vom Wärmeerzeuger entfernt befinden, zeitlich verzögert oder nur unzureichend mit Heizwasser versorgt werden. Dieses Ungleichgewicht wird besonders nach nächtlicher Absenkung und während der morgendlichen Aufheizphase deutlich. In diesem Zeitraum können Thermostatventile oder Regler aufgrund der gesunkenen Raumlufttemperatur weiter geöffnet sein. Eine ausreichende Kesselleistung kann dennoch zu unzureichender Leistung führen, wenn ungünstige Betriebsbedingungen aufgrund des fehlenden hydraulischen Abgleichs dazu führen, dass die erforderliche Vorlauftemperatur nicht erreicht wird.

Somit werden also Heizkörper, die weiter vom Heizkessel entfernt liegen, nicht richtig warm. Die Heizkörper im Erdgeschoss aber werden oftmals zu heiß. Das ist ungemütlich und verursacht unnötige Kosten. 

Im Nennlastbetrieb (Volllast) kann es zu unzureichender Versorgung kommen, insbesondere wenn ein hoher Gleichzeitigkeitsfaktor der Verbraucher besteht. Das Wiederaufheizen nach Betriebsunterbrechungen oder Absenkphasen kann verzögert sein, und unterschiedliche Widerstände innerhalb der Leitungen beeinträchtigen die Reaktionsfähigkeit der Heizkörper, was zu einer schlechten Regelgüte führt.

Die geforderten niedrigen Rücklauftemperaturen werden möglicherweise nicht erreicht, da überversorgte Verbraucher eine zu hohe Rücklauftemperatur erzeugen, was energetisch sehr ineffizient ist, und besonders nachteilig für Technologien wie Brennwerttechnologie und Fernwärme ist, da diese mit einer geringeren Vorlauftemperatur arbeiten. Die Geräuschentwicklung, insbesondere im Teillastbetrieb, sowie ein erhöhter Energieverbrauch sowohl elektrisch (z. B. durch die Pumpe) als auch thermisch sind weitere mögliche Folgen der Nichtbeachtung des hydraulischen Prinzips.

Maßnahmen, die nicht zielführend sind

Bei auftretenden Problemen neigt man oft zu bestimmten Maßnahmen, die jedoch in der Regel erfolglos sind und oft zusätzliche Schwierigkeiten verursachen.

Eine häufig angewandte, jedoch wenig effektive Maßnahme ist die Erhöhung der Vorlauftemperatur, was zu einem gesteigerten Energieverbrauch führt. Dies verschlechtert den Anlagennutzungsgrad, bedingt durch höhere Verluste in der Verteilleitung und geringere Effizienz der Wärmeerzeugung.

Die Steigerung der Pumpenleistung ist eine weitere, oft erfolglose Maßnahme, da die Auswirkungen auf die Pumpleistung überproportional sind. Eine erhöhte Pumpenförderhöhe führt zu einem größeren Durchfluss, was die hydraulische Leistung der Pumpe stark steigert und den elektrischen Energieverbrauch erheblich erhöht.

Der Aufheizzeitpunkt wird vorverlegt, weil man davon ausgeht, dass die Heizkörper nur mehr Zeit zum Aufheizen brauchen, dabei ist das hydraulische Ungleichgewicht Grund für das nicht-gleichzeitige Aufheizen der Räume. In dem der Zeitpunkt der Aufheizung vorverlegt wird, wird nur mehr Energie verbraucht, aber keine besseren Resultate erzielt. Dies führt dazu, dass bestimmte Räume schnell ihre vorgesehene Raumtemperatur erreichen, während andere verzögert oder sogar nie ihre Solltemperatur erreichen. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wird der Beginn der Aufheizung dem ungünstigsten Kreis angepasst und vorverlegt. Dies reduziert jedoch die Energieeinsparungen, die durch Absenkung erzielt werden können.

Wie funktioniert der hydraulische Abgleich?

Zuerst wird der individuelle Wärmebedarf je Raum berechnet: Für die Berechnung der benötigten Wärmemenge werden auch die baulichen Eigenschaften des Gebäudes berücksichtigt, wie beispielsweise die Dicke der Außenwände, ob sie gedämmt sind, ob die Fenster 2- oder 3-fach verglast sind. 

Anschließend werden die Thermostatventile eingestellt, damit gewährleistet wird, dass die korrekte Wassermenge im jeweiligen Raum ankommt. Damit erhält jeder Heizkörper so viel Wärme, wie benötigt wird, um den Raum auf die gewünschte Temperatur zu erwärmen.

Für den hydraulischen Abgleich sind insgesamt zwei Vor-Ort-Termine nötig: Einen, um die Heizkörper und die Räume zu begutachten, und einen, um die Thermostatventile einzustellen. Insgesamt ist ein Fachmann also mehrere Stunden damit beschäftigt: 1 bis 2 Stunden sollte man für die Vor-Ort-Begehung bei einem Einfamilienhaus einkalkulieren (für ein Mehrfamilienhaus dauert es natürlich länger), ca. 4 Stunden dauert dann die Berechnung. Das Einstellen der Ventile erfolgt dann in wenigen Minuten je Raum. 

Für wen ist der hydraulische Abgleich geeignet, für wen ist er Pflicht?

Ganz generell kann man sagen, dass der hydraulische Abgleich in jedem Gebäude mit einer wassergeführten Heizung Sinn ergibt, in dem die Heizungsanlage noch nie hydraulisch abgeglichen wurde, oder wo man als Bewohner das Gefühl hat, dass die Räume nicht so warm werden wie gewünscht. Immer auch dann, wenn baulich etwas verändert wurde, sollte ein hydraulischer Abgleich wieder durchgeführt werden. 

Für manche Wohngebäude ist er aber nicht nur sinnvoll, sondern auch gesetzlich vorgeschrieben. So müssen Wohngebäude ab 10 Wohneinheiten einen hydraulischen Abgleich zwingend durchführen und Wohngebäude mit mindestens 6 Wohneinheiten bis Mitte September 2024 nachweisen können.

Wie hoch sind die Kosten?

Die genauen Kosten für einen hydraulischen Abgleich variieren je nach Zustand und Struktur der Heizungsanlage. Trotzdem ist die Investition in einen hydraulischen Abgleich sinnvoll, da er zu Energieeinsparungen führt und somit langfristig kosteneffizient ist. Zudem trägt er zur Energieeffizienz und dem Schutz des Klimas bei.

Es ist erwähnenswert, dass der Staat den hydraulischen Abgleich bei bestehenden Heizsystemen finanziell fördert, und zwar im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM). Es ist wichtig zu beachten, dass die Registrierung für den Förderantrag vor dem Abschluss des Vertrags für die Durchführung der Maßnahmen erfolgen muss.

Ausnahmen

Es gibt Ausnahmen, bei denen der hydraulische Abgleich nicht zwingend erforderlich ist. Dies ist der Fall, wenn das bestehende Heizsystem bereits zuvor hydraulisch abgeglichen wurde. Ebenso besteht eine Ausnahme, wenn geplante Sanierungen der Heizungsanlage und der Gebäudedämmung innerhalb von sechs Monaten nach dem jeweiligen Stichtag stattfinden sollen. In diesen Fällen könnte der hydraulische Abgleich möglicherweise im Zuge der anstehenden Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Des Weiteren ist eine Ausnahme vorgesehen, wenn das Gebäude innerhalb von sechs Monaten nach dem jeweiligen Stichtag ungenutzt oder stillgelegt werden soll.

Vorteile

Der hydraulische Abgleich bietet eine Vielzahl von Vorteilen. Er trägt wesentlich zur Verbesserung des Wohnkomforts bei, indem er sicherstellt, dass alle Wohnungen und Räume gleichmäßig beheizt werden und störende Strömungsgeräusche eliminiert werden.

Darüber hinaus wirkt sich der hydraulische Abgleich positiv auf die Wirtschaftlichkeit aus, da er Überversorgung vermeidet und somit Energieeinsparungen ermöglicht. Dies führt zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen und trägt zur Senkung der Energiekosten bei.

Ein weiterer bedeutender Vorteil liegt im Bereich des Klimaschutzes. Der hydraulische Abgleich reduziert den Energieverbrauch, was wiederum zu einer Verringerung der CO2-Emissionen führt. Damit leistet er einen Beitrag zum Umweltschutz und unterstützt die Bemühungen um nachhaltigere Heizungssysteme.

Förderung

Maßnahmen, die darauf abzielen, die Energieeffizienz von Bestandsgebäuden zu verbessern, werden im Rahmen der BEG Einzelmaßnahmen mit einem Zuschuss von 15 % gefördert. Dazu gehören der hydraulische Abgleich der Heizungsanlage mit der Einstellung der Heizkurve, der Austausch von Heizungspumpen mit Anpassung von Vorlauftemperatur und Pumpenleistung, Maßnahmen zur Senkung der Rücklauftemperatur bei Gebäudenetzen gemäß den Richtlinien, die Optimierung von Wärmepumpen, die Dämmung von Rohrleitungen, der Einbau von Flächenheizungen, Niedertemperaturheizkörpern und Wärmespeichern im Gebäude oder gebäudenah, sowie die Installation von Mess-, Steuer- und Regelungstechnik.

Gefördert werden sämtliche Maßnahmen zur Optimierung des Heizungsverteilsystems in Bestandsgebäuden, welche sich auf die Energieeffizienz des Systems positiv auswirken.

Zusatztipp

Ein einfacher Tipp zum doppelten Sparen: Senkt an die Raumtemperatur um nur ein Grad, spart man damit ca. sechs Prozent Energie. Das bedeutet jedoch nicht, dass man in der Wohnung frieren muss. Vielmehr geht es darum, nur so viel Energie zu verbrauchen, wie notwendig ist. Die optimale Temperatur liegt im Wohnzimmer bei 20 Grad Celsius, in der Küche bei 18 bis 20 Grad, im Bad bei 23 Grad und im Schlafzimmer bei 16 bis 18 Grad. Man sollte auch beachten, dass ungenutzte Räume nicht kälter als etwa 16 Grad sein sollten, um Feuchtigkeitsbildung an den Wänden zu vermeiden.

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